Schöne neue Kommunikationswelt oder Ende der Privatheit?
Die Veröffentlichung des Privaten in Social Media und populären Medienformaten
Brave New World, Big Data: Gerade hat die Firma Facebook, Inc., das einmilliardste bei ihr registrierte Nutzerprofil bekanntgegeben. Wer jung und hip ist, schreibt keine E-Mails mehr, sondern teilt sich im Web mit: bei Facebook, Google+, Twitter, foursquare, YouTube und anderen Online-Netzwerken. Zugleich sind vielfach die Hemmungen gefallen, die eigene Privatsphäre im Fernsehen auszubreiten. Neue Medienangebote haben die Welt des Internets und auch Verhaltensweisen im Offline-Alltag innerhalb weniger Jahre verändert. Der Umgang vieler Nutzer mit persönlichen und intimen Informationen hat sich ebenso gewandelt – mit Auswirkungen nicht nur auf die Kommunikations- und Lebenswelt des Einzelnen, sondern auch der Gesellschaft. Bereits 2010 hatte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg forsch das "Ende der Privatheit" ausgerufen.
Diese "Statusmeldungen" zum Stand der Dinge dienten als Prämissen des X. HdM-Symposiums zur Medienethik, das im Januar 2011 an der Hochschule der Medien in Stuttgart stattfand. Unter dem Titel "Social Networks: Schöne neue Kommunikationswelt oder Ende der Privatheit?" trafen sich Kommunikationswissenschaftler, Medienethiker, Wirtschaftswissenschaftler, Branchenvertreter und Datenschützer, um aus der Perspektive verschiedener Disziplinen das Phänomen Social Media zu debattieren: ihre Nutzung, ihre ökonomische Verwertbarkeit, insbesondere aber die mit den Networking-Plattformen verbundenen ethischen Implikationen. Im Mittelpunkt des Symposiums stand dabei das Verständnis von Privatheit, das der Nutzung von Sozialen Netzwerken zu Grunde liegt: Gibt es unterschiedliche Konstruktionen von Privatheit in der Online- und in der Offlinewelt? Welche Kosten-Nutzen-Relationen spielen im Kontext der Kontrolle privater Informationen eine Rolle? Beeinflusst das Wissen über Vermarktung, Datenanalyse und konkrete Datenmissbrauchsfälle den Umgang mit privaten Informationen?
Beiträge des Symposiums jetzt als Sammelband erschienen
Die Vorträge des Symposiums sind nun in aktualisierter und erweiterter Form als Buch erschienen, ergänzt um Beiträge eingeladener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Im Band "Schöne neue Kommunikationswelt oder Ende der Privatheit? Die Veröffentlichung des Privaten in Social Media und populären Medienformaten" diskutieren die Autoren verschiedene Konzeptionen einer neuen Ethik der Privatheit sowie Aspekte der Ökonomisierung privater Daten und die Regulierung von Social Media wie auch – in einem ähnlichen Zusammenhang zu sehen – Realitätsentwürfe von "Scripted Reality"-Formaten im Fernsehen. Wie sollen der Einzelne und die Gesellschaft mit den Herausforderungen der neuen Medienangebote umgehen – mit Inszenierung, Selbstdarstellung, Selbstbespiegelung und Überwachung? Wie können die Nutzer zu einem selbstbestimmten Privacy Management befähigt werden? Wie werden die in Social Media anfallenden Daten monetarisiert?
Die 15 Beiträge des Bandes bieten einen Überblick über den Forschungsstand und zeigen zu diesen und anderen Fragen neue Perspektiven und Lösungsansätze auf. Man wird sicher auch weiterhin fragen müssen: Ist es zu spät, um im Internet Mechanismen gegen den Verlust von Privatheit aufzubauen? Oder befördern Regulierungen dieser Art gar das Ende der Freiheit im Internet überhaupt? Es bleibt in jedem Fall die Verständigung darüber zu suchen, welche ethischen Analysen angemessen auf Soziale Netzwerke und die ihnen zugrundeliegenden Vorstellungen von Gesellschaft, von Sozialität anzuwenden sind.
Medienethik als Forschungsfeld an der Hochschule der Medien
Die Herausgeber des Buches sind die Kommunikations- und Medienwissenschaftler Prof. Dr. Petra Grimm und Prof. Dr. Oliver Zöllner, beide im Studiengang "Medienwirtschaft" tätig. Professorin Grimm ist zudem die Ethikbeauftragte der Hochschule der Medien und Ko-Herausgeberin der Schriftenreihe "Medienethik", deren 11. Band die nun erschienene Publikation ist.
• Inhaltsverzeichnis des Bandes
• Sammelrezension der Schriftenreihe "Medienethik" (Bde. 1-10)
Autoren: Grimm, Petra / Zöllner, Oliver
Hrsg.: Petra Grimm/Oliver Zöllner
ISBN: ISBN 978-3-515-10296-4
Seiten: 360
Erscheinungsjahr: 2012
Verlag: Franz Steiner Verlag
Ort: Stuttgart
Preis: 49,- Euro
Weiterführende Links:
Beschreibung des Buches (Verlagstext)
Autoren
- Name:
- Prof. Dr. Petra Grimm
- Forschungsgebiet:
- Digitale Ehik, Ethics by Design, Integrierte Forschung, Künstliche Intelligenz, Soziale Medien, Medienpädagogik
- Funktion:
- Professorin
- Lehrgebiet:
- Medienwissenschaft, Medienethik
- Studiengang:
- Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
- Fakultät:
- Fakultät Electronic Media
- Raum:
- 225, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
- Telefon:
- 0711 8923-2202
- Homepage:
- http://www.hdm-stuttgart.de/grimm
- Name:
- Prof. Dr. Oliver Zöllner
- Forschungsgebiet:
- Digitale Ethik, Empirische Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Public Diplomacy
- Funktion:
- Professor
- Lehrgebiet:
- Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Digitale Ethik, Public Diplomacy, Nation Branding, Hörfunkjournalismus
- Studiengang:
- Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
- Fakultät:
- Fakultät Electronic Media
- Raum:
- 216, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
- Telefon:
- 0711 8923-2281
- Telefax:
- 0711 8923-2206
- E-Mail:
- zoellner@hdm-stuttgart.de
- Homepage:
- https://www.oliverzoellner.de
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