Portalbeitrag

Wenn Spotify den Ton angibt

Neues E-Book: Audiostreaming-Dienste und die Frage nach der persönlichen Autonomie

Das E-Book
Das E-Book "Wenn Spotify den Ton angibt" kann kostenlos heruntergeladen werden (Cover-Illustration: Florian Funk).

Der Audiostreaming-Dienst Spotify ist in aller Ohren. Während der COVID-19-Pandemie hat sich die Nutzung der Platt­form nochmals verstärkt. Was Menschen mit Spotify machen, ist ziemlich offen­sichtlich – doch wie reflektieren sie die Nutzung des Dienstes? Und was macht Spotify mit den Menschen, die Musik und Podcasts mit Hilfe von Algo­rithmen entdecken und dies letztlich mit ihren Daten bezahlen? Verlieren sie hierbei einen Teil ihrer Selbstbestimmtheit? Diesen und weiteren Fragen hat sich im Winter­semester 2021/22 im Mastermodul "Empi­rische Medien­forschung" (Schwer­punkt: Digitali­tät und Gesell­schaft) eine Seminar­gruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Zöllner gewidmet. Die Ergeb­nisse ihrer trans­diszipli­när ange­legten Forschung sind jetzt unter dem Titel "Wenn Spotify den Ton angibt" als kosten­loses E-Book (Open Access) erschienen.

In der Studie wird die wahrgenommene persönliche Autonomie von aktiven Spotify-Nutzer:innen beim Treffen von Entscheidungen auf der Plattform untersucht. Ferner spielt auch das grundsätzliche Hörverhalten von Audio­inhalten eine Rolle. Ausgangslage der Untersuchung sind Theorien aus der Medien- und Kommuni­kations­wissen­schaft, Psychologie, Philosophie und Ethik. In dieser Verzahnung unterschiedlicher Disziplinen wurde das Thema in dieser Form bisher nur wenig erforscht.

Mit Hilfe von Tiefeninterviews sowie von qualitativen Inhaltsanalysen können drei zu Beginn aufgestellte Leitfragen beantwortet werden. Diese beziehen sich auf die Bedeutung Spotifys im Leben der Nutzer:innen sowie auf Kenntnisse zur wahrgenommenen Autonomie bei der Nutzung der App und deren Bewertung. Es kann festgestellt werden, dass Spotify eine bedeutende Rolle im Leben seiner Nutzer:innen zukommt. Diese nutzen den Musik­streaming-Dienst zur Beeinflussung ihrer Stimmung, zum Vertreiben von Langeweile sowie zum Hervorrufen von als positiv empfundenen Erinnerungen. Zudem geben alle Proband:innen an, Spotify als ihren Hauptdienst für Audiostreaming zu nutzen; die meisten von ihnen zahlen für den Premium-Account. Obwohl Spotify als Mittel zum Zweck gilt, können sich die befragten Nutzer:innen nach aktuellem Stand keinen Wechsel des Anbieters vorstellen.

Bei der Nutzung selbst ist den meisten befragten Proband:innen bewusst, dass Spotify Algorithmen nutzt, die ihnen Audioinhalte vorschlagen. Diese werden von allen Befragten genutzt, was auf eine eingeschränkte Autonomie der Nutzer:innen hindeutet, jedoch aufgrund der gewählten Methode nicht vollständig bestätigt werden kann. Gleichzeitig fühlen sie sich in einer Position der Kontrolle über ihre Entscheidungen, da sie durch Klicken und Downloaden von Audioinhalten selbstbestimmt handeln können. Auch die in Bezug auf Spotify bekannte Problematik, dass Daten gesammelt und unter anderem zu Werbezwecken genutzt werden, löst bei den Befragten nur wenig Skepsis aus.

Alles in allem schafft Spotify es, das Vertrauen der Nutzer:innen im Umgang mit Daten sowie ihrer eigenen Autonomie zu gewinnen. Über Algorithmen und Datensammlungen wird von den Befragten hinweggesehen, sofern Spotify weiterhin als alltäglicher Stimmungsmacher funktioniert und vielfältige Funktionalitäten anbietet, die die Nutzenden als wichtig erachten.

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Lara Bendel, Florian Funk, Franziska Hug, Lanrianna Peters, Franziska Roth & Oliver Zöllner (2022): Wenn Spotify den Ton angibt. Audiostreaming-Dienste und die Frage nach der persönlichen Autonomie. Stuttgart: Eigenverlag der Hochschule der Medien, 130 Seiten. E-Book, URL: https://hdms.bsz-bw.de/frontdoor/index/index/docId/6741 (HdM ePub) oder www.ssoar.info/ssoar/handle/document/80703 (Social Science Open Access Repository).

 


Weiterführende Links:
Weiteres E-Book zum Thema: "Die Streaming-Welle: Spotify, Netflix & Co. in der digitalen Medien­gesellschaft" (2022)


Autoren

Name:
Prof. Dr. Oliver Zöllner  Elektronische Visitenkarte
Forschungsgebiet:
Digitale Ethik, Empirische Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Public Diplomacy
Funktion:
Professor
Lehrgebiet:
Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Digitale Ethik, Public Diplomacy, Nation Branding, Hörfunkjournalismus
Studiengang:
Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
Fakultät:
Fakultät Electronic Media
Raum:
216, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
Telefon:
0711 8923-2281
Telefax:
0711 8923-2206
E-Mail:
zoellner@hdm-stuttgart.de
Homepage:
https://www.oliverzoellner.de
Oliver Zöllner

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