Interview mit Katharina Scheidemantel, frisch gebackene DAAD Stipendiatin
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Der DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) gehört zu den bedeutendsten Förderorganisationen für den internationalen Austausch von Studierenden und vergibt jedes Jahr mehrere Stipendien an leistungsstarke Studierende. Wir freuen uns sehr, dass nun ein solches Stipendium ein eine Studentin der Hochschule der Medien vergeben wurde.
Die HdM Studentin Katharina Scheidemantel erhält ein DAAD Stipendium und wird im Wintersemester 2015/16 für zwei Semester an die Oxford Brookes University gehen. Aktuell studiert Sie im 4. Semester Medienwirtschaft. Wir haben Sie zum Thema DAAD Stipendium und ihrer Wunsch-Universität befragt. Im Interview verrät Sie uns, warum Sie sich für ein Stipendium beworben hat und gibt wertvolle Tipps zur Bewerbung beim DAAD.
Katharina, wie bist du auf das DAAD Stipendium aufmerksam geworden?
Ich bin am Ende der Sommersemesterferien im Akademischen Auslandsamt gewesen. Eigentlich wollte ich mich nur darüber informieren, welche Möglichkeiten es gibt, ins Ausland zu gehen, und was ich dabei alles beachten muss. Allerdings hatte ich da schon eine bestimmte Universität im Kopf, die leider keine Partneruni der HdM ist. Ohne Stipendium wären deshalb sehr hohe Studiengebühren auf mich zugekommen. Frau Schumacher hat mich deshalb gleich über die verschiedenen Stipendien informiert und mir geraten, es einfach mal zu probieren.
Warum hast du dich für das DAAD Stipendium beworben?
Die Studiengebühren belaufen sich auf mehrere tausend Euro, das hätte ich ohne Stipendium niemals stemmen können - vor allem nicht zwei Semester lang. Ich wollte aber unbedingt an die Oxford Brookes University, weil es dort Fächer aus dem Bereich Publishing gibt, die ich gerne belegen möchte, und weil ich gerne im englischsprachigen Raum studieren wollte. Außerdem habe ich mir die Uni vor Ort angesehen und war mir ganz sicher: Hier will ich ins Auslandssemester. Ohne einen Erasmusvertrag ist das aber leider v.a. im englischsprachigen Raum sehr teuer, deshalb bin ich sehr dankbar, dass das mit dem Stipendium geklappt hat.
Wie lief der Bewerbungsprozess genau ab? Kannst du uns das kurz beschreiben?
Die Frist war am 1. November. Ich habe im September von dem Stipendium erfahren, hatte also etwa zwei Monate Zeit, alle nötigen Unterlagen zu besorgen. Zunächst muss man sich einen Account auf dem Bewerberportal des DAADs machen. Dort kann man dann alle nötigen Formulare herunterladen. Man muss natürlich ein Formular mit persönlichen Angaben und Motiven ausfüllen. Außerdem braucht man ein Gutachten von einem Professor. In meinem Fall war Herr Professor Kühnle so freundlich, das Gutachten zu verfassen und auch ein vorgefertigtes Dokument vom DAAD auszufüllen. Das musste dann in einem verschlossenen Briefumschlag per Post verschickt werden, damit es auch ganz sicher unverfälscht ist. Außerdem muss man noch ein Motivationsschreiben verfassen, in dem man auch ausführlich darlegt, welche Fächer man belegen will. Man muss sich deshalb schon früh mit den verfügbaren Modulen beschäftigen und sie auch möglichst mit einem Professor absprechen. Außerdem ist eine zertifizierte Notenübersicht erforderlich, das bedeutet, man braucht einen Stempel vom Fakultätssekretariat. Ein Sprachzertifikat benötigt man auch - in meinem Fall war das der IELTS-Test. Die Tests finden in der Regel ein- oder zweimal im Monat hier in Stuttgart statt und sind ganz schön teuer. Für den DAAD reicht auch ein Zertifikat vom Sprachenzentrum, spätestens bei der Unibewerbung hätte ich den IELTS aber sowieso gebraucht.
Was denkst du, ist das Wichtigste bei einer Bewerbung für ein DAAD Stipendium? Worauf sollte man besonders achten?
Am allerwichtigsten ist es, sich rechtzeitig zu informieren! Durch das Gutachten und den Sprachtest hat man eine ganz schöne Vorlaufzeit. Das sollte man unbedingt beachten. Ich habe im September mit der Vorbereitung angefangen und es hat letztendlich einigermaßen gepasst, aber ich würde empfehlen, schon im Sommersemester mit der Planung und dem Bewerbungsprozess anzufangen.
Außerdem sollte man einen klaren Plan für das Auslandssemester haben und wirklich wissen, was man will und wie es zum bisherigen Studienverlauf und zum eigenen Lebenslauf passt. Ich glaube, die meisten Stipendiengeber legen viel Wert auf Reflektiertheit und Eigeninitiative, sie wollen sehen, dass man sich wirklich eingängig mit seiner Planung und seiner Motivation beschäftigt hat. Den Aufwand für das Motivationsschreiben sollte man deshalb auch nicht unterschätzen. Ein vielfältiger, eindrücklicher Lebenslauf hilft natürlich auch.
Zu guter Letzt ist es auch wichtig zu wissen, dass der DAAD erst im März zusagt. Erst dann weiß man also vielleicht, ob man sein Auslandssemester ab September wirklich finanzieren kann. Wem Planungssicherheit also wichtig ist, der sollte einen guten Plan B in der Tasche haben.
Inwiefern hat dich das Akademische Auslandsamt der HdM bei deinem Bewerbungsprozess unterstützt?
Ohne das Auslandsamt wäre ich vermutlich gar nicht auf die Idee gekommen, mich beim DAAD zu bewerben! Als ich mich einmal informiert hatte, habe ich dann das meiste alleine organisiert, aber wenn ich Fragen hatte, hatte ich immer das Gefühl, mich an das AAA wenden zu können.
Gab es Schwierigkeiten oder Unklarheiten im Laufe der Bewerbung?
Kleinere Unklarheiten gab es immer wieder, manchmal weiß man einfach nicht, was bei einem bestimmten Punkt im Formular gemeint ist oder so. Was für mich wie auch für viele andere schwer war, war die Frage nach dem Gutachten. Besonders in den ersten Semestern sitzt man ja nur in großen Vorlesungen und da ist es ganz natürlich, dass die Professoren nur die wenigsten von uns persönlich kennen.
Außerdem habe ich den Sprachtest ziemlich kurzfristig gemacht. Die Ergebnisse kamen dann erst einen Tag vor der Frist - und das offizielle Zertifikat sogar noch ein paar Tage später. Deshalb habe ich erstmal nur einen Screenshot von den Online-Ergebnissen gemacht und das Zertifikat dann nachgereicht. Bei der Notenübersicht habe ich dann erst kurz vor der Frist festgestellt, dass sie zertifiziert sein muss - zum Glück war Frau Fogas-Braun noch im Büro!
Vieles ließ sich aber zum Glück schnell klären, wenn es um Stipendien geht, sind die meisten HdM-Angestellten sehr hilfsbereit und auch der DAAD war sehr kulant bei der Nachreichung meines Zertifikats.
Was würdest du anderen Studenten raten, die sich ebenfalls für ein DAAD Stipendium
bewerben möchten?
Wie gesagt - das wichtigste ist es, sich rechtzeitig zu informieren und alle Dokumente fristgerecht zusammengesammelt zu haben. Und man sollte einen Plan haben - vom Auslandssemester, aber auch von dem, was man später einmal machen möchte. Vor allem ist es wichtig, hinter dem zu stehen, was man tut und studiert, damit man das gegenüber dem DAAD glaubhaft darlegen kann, ohne auf abgedroschene Phrasen zurückzugreifen.
Für das Motivationsschreiben ist es auch gut, sich zunächst in Ruhe vor Augen zu führen, was man in den letzten Jahren alles geleistet hat, sowohl fachlich als auch z.B. ehrenamtlich. So kann man sicher sein, das man nichts vergisst und man kann seine Eignung bestmöglich belegen.
Außerdem sollte man natürlich einigermaßen gute Noten haben. Hilfreich ist es natürlich, die Unterrichtssprache noch etwas aufzupolieren (besonders für den Sprachtest, denn sowohl IELTS als auch TOEFL sind sprachlich doch etwas anspruchsvoller als das Englischabitur) und sich mit seinem Gastland zu beschäftigen.
Und - ganz wichtig - man sollte sich vorher über alle Alternativen Gedanken machen. Also sich einerseits ganz sicher sein, an welche Uni man will und welche Fächer man dort studieren möchte, andererseits aber auch mal darüber nachdenken, was man macht, wenn es mit dem Stipendium eben nicht klappt.
Du gehst jetzt für zwei Semester nach England, an die Oxford Brookes University. War das deine Wunsch-Universität? Wieso möchtest du gerade dorthin?
Ja, das war meine absolute Wunschuni! Ich würde später gerne mal im Verlag arbeiten, am liebsten in einem Buchverlag. In Oxford gibt es den Studiengang „Publishing", bei dem sich wirklich alles um den Verlag dreht. Ich kann also meinem Medienwirtschaftsstudium einen Schwerpunkt hinzufügen und gleichzeitig noch ein paar ganz andere Fächer wählen, die es an einer Medienhochschule einfach gar nicht gibt, z.B. aus dem Bereich Politik oder Literatur. Außerdem liebe ich die englische Sprache und Oxford als Stadt ist natürlich auch toll!
Gibt es noch etwas, dass du unbedingt loswerden willst
Ich kann jedem nur empfehlen, auch mal etwas zu wagen und einen individuelleren Weg zu wählen, ob es nun ein Auslandssemester ohne Partnervertrag ist oder etwas ganz anderes. Obwohl vieles zunächst vielleicht aus Bürokratiegründen unmöglich scheint, muss man oft nur an der richtigen Stelle höflich nachfragen und findet so vielleicht doch noch eine Lösung.
Wer gute Noten hat und vielleicht sogar noch am Anfang seines Studiums steht, dem kann ich ans Herz legen, auch unabhängig vom Auslandsaufenthalt mal über ein Stipendium nachzudenken. Unabhängig von finanziellen Zuschüssen gibt es nämlich sowohl beim DAAD als auch bei den verschiedenen inländischen Förderwerken ideelle Förderung, über die man immer wieder sehr interessante Leute trifft und auf ganz neue Zukunftsperspektiven stößt.
Weiterführende Links:
DAAD Website
17. Juni 2015