Lehrevaluation

Angepasster Fragebogen
Für das digitale Semester wurde der Evaluationsfragebogen in Abstimmung mit der Verfassten Studierendenschaft der HdM und den Fakultäten angepasst. Neben dem "Lernerfolg" und der "Lernbegleitung" wurden auch Indikatoren in den Dimensionen "Digital Literacy" und "21st Century Skills" erhoben. Schlüsselthemen wie "Adaption der Lehre an die Online-Bedingungen", "Workload und mentale Verfassung" der Studierenden wurden ebenfalls abgefragt.
Mit den Fragen zu den Lehrveranstaltungen in der Evaluation soll primär eine Diskussion zwischen Lehrenden und Lernenden über Lehr-Lern-Erfahrungen initiiert werden. "Die Ergebnisse geben Hinweise darauf, wie gut die digitale Lehre im Sommersemester 2020 funktioniert hat", erläutert Rinsdorf. Das Stärken-Schwächen-Verhältnis sei auch unter den besonderen Bedingungen der Corona-Pandemie in allen Dimensionen positiv. "Das bedeutet: Überall berichten mehr Studierende von besonders positiven Lernerfahrungen als von besonders negativen. Global gesehen hat sich die HdM also erfolgreich an die außergewöhnliche Lehr-Lern-Situation angepasst", so Rinsdorf. Dies sei auch ein Indiz dafür, dass die Lehrenden sehr viel dafür getan haben, in einem digitalen Kontext attraktive Lernumgebungen zu schaffen.

Außerdem habe die hohe Anpassungsfähigkeit der Studierenden einen wichtigen Beitrag zu positiven Lernerlebnissen geleistet - in Kombination mit einer starken Unterstützung durch die Lehrenden. "Unter diesen Umständen scheint es den Studierenden auf jeden Fall gelungen zu sein, ihr Wissen auszubauen. Etwas skeptischer schätzen sie ihren Lernerfolg hinsichtlich dessen ein, ob sie neue Arbeitstechniken kennen gelernt haben und anwenden konnten", berichtet Rinsdorf. Dies dürfte, so deutet es sich in den offenen Antworten der Befragung an, im Einzelnen durch Distance-Learning-Formate erschwert worden sein. Vor allem sei aber zu berücksichtigen, dass Arbeitstechniken und Transfermöglichkeiten nicht in jeder Lehrveranstaltung gleichermaßen im Vordergrund stünden. "Positiv zu bewerten ist, dass die Studierenden insgesamt sich in der Lage gesehen haben, ihre Lernstrategien an die aktuelle Lage anzupassen und Fehler dank des Feedbacks von Lehrenden in positive Lernerfahrungen umzumünzen", erläutert der Evaluationsbeauftragte. In den Daten sei zudem erkennbar, dass es sich lohne, bei der Weiterentwicklung digitaler Lehrformate der virtuellen Zusammenarbeit von Studierenden besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Wie gut die Hochschule sich an die Corona-bedingten Rahmenbedingungen angepasst hat, wie hoch die Studierenden ihren eigenen Workload einschätzen und wie gut ihre mentale Verfassung ist, konnten sie auf einer Skala von 1 bis 5 einschätzen. Der Mittelwert von 3,8 hinsichtlich der Adaptionsfähigkeit der Hochschule stützt das Meinungsbild, dass die HdM die Lehre erfolgreich und sinnvoll an die besonderen Rahmenbedingungen angepasst hat. Generell hat die Umstellung auf digitale Lernformate die Studierenden Energie gekostet. "Zudem scheint an vielen Stellen der Workload von Formaten, der auch unter Präsenzbedingungen bestanden hat, im digitalen Kontext transparenter und konsequenter eingefordert worden zu sein", so Rinsdorf. Dies reflektiere der Durchschnittswert von 3,9. Der Indikator für die mentale Verfassung liegt im HdM-Schnitt bei 3,3. "Das deutet bei aller Vorsicht, mit dem ein Einzelindikator zu interpretieren ist, darauf hin, dass nicht alle Studierenden gleichermaßen gut mit der Krisensituation zurechtkommen", erläutert Rinsdorf.

In der Evaluation konnten die Studierenden auch positive und negative Eindrücke von ihrem Semester an der HdM schildern. "Wie nachhaltig sich durch die COVID-bedingten Veränderungen der Lernumgebung die Prioritäten verschoben haben, sieht man daran, dass nahezu alle Themen, die üblicherweise besonders häufig angesprochen werden, im laufenden Semester nur eine untergeordnete Rolle spielen", so Rinsdorf. Einer der hartnäckigsten "Pain Points" der Studierenden, die gastronomische Versorgung auf dem Campus, wurde gerade ein einziges Mal erwähnt.
Anerkannt wird die Adaptionsfähigkeit der HdM als Bildungsorganisation. Häufig und mit einem klar positiven Tenor werden die Kommunikation und das Tempo bei der Umstellung erwähnt, also die Entscheidung, zum späteren, vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg festgelegten Zeitpunkt, in das Semester zu starten. Auch zur organisatorischen Vorbereitung und dem allgemeinen Umgang mit Corona-spezifischen Themen gibt es fast ausschließlich positive Rückmeldungen. Strittige Punkte, die allerdings eher selten thematisiert werden, sind das "Onboarding für die Erstsemester" und der Verzicht auf eine vorlesungsfreie Woche nach Pfingsten. Heterogen sind auch die Aussagen zur Infrastruktur: Eindeutig positiv ist auch in diesem Semester der Tenor hinsichtlich der technischen Ausstattung. Umstritten ist unter den Studierenden, ob die Zugangsmöglichkeiten zum Hochschulgebäude angemessen oder zu streng waren. Bei den Lernplattformen überwiegen die kritischen Stimmen, die sich vor allem auf die Vielfalt der eingesetzten Plattformen beziehen, die positiven Äußerungen, die vor allem auf die Performanz und Zuverlässigkeit der eingesetzten Tools abzielen. Kritsch erwähnt wurden die zu knappen Möglichkeiten, sich an der Hochschule zu Projektarbeiten zu treffen.
Digitale Lehre und mehr Präsenzlehre
Eine komplett digitalisierte Lehre findet bei Studierenden Fans, ebenso wie Wünsche nach mehr Präsenzlehre. Ein ähnliches Bild ergab sich auch in einer Kurzbefragung des Rektorats unter den Lehrenden. Rund 80 Prozent hatten angegeben, mehr Zeit als sonst in die Lehre und deren Vorbereitung investiert zu haben. Die überwiegende Mehrheit geht davon aus, dass im Wintersemester eine Rückkehr in den Hörsaal nicht ohne organisatorische Einschränkungen möglich sein werde.
Kerstin Lauer
VERÖFFENTLICHT AM
06. August 2020
KONTAKT
Prof. Dr. Lars RinsdorfEvaluationsbeauftragter

Prof. Dr.Mathias Hinkelmann
Prorektor
