Projekt KI4POL
Projektleiter Prof. Dr. Johannes Maucher vom Institute for Applied Artificial Intelligence (IAAI) der HdM, erklärt: „Unser Ziel ist es, praxisnahe Lösungen zu entwickeln und herauszufinden, wie KI die Arbeit der Polizei effizienter und sicherer machen kann."
KI in der Ermittlungsarbeit
Die Idee zu KI4POL entstand unter anderem aus dem Projekt DOKIQ, das eine KI-gestützte Dokumentenprüfung für das baden-württembergische Landeskriminalamt (LKA) ermöglicht. Das System hilft dabei, gefälschte Dokumente zu erkennen. „Bislang mussten Sachbearbeiter Dokumente wie Personalausweise, Führerscheine oder Heiratsurkunden manuell auf Echtheit überprüfen. Das war extrem zeitaufwendig und führte dazu, dass Betroffene teilweise monatelang auf ihre Dokumente warten mussten", erläutert Maucher. Durch den Einsatz von KI konnte der Prozess jetzt erheblich beschleunigt werden.
Das neue Projekt KI4POL geht noch einen Schritt weiter: Hier untersuchen Forschende mögliche Einsatzbereiche für KI in der Polizeiarbeit. Einer dieser Bereiche ist die automatisierte Videoüberwachung und -erkennung, bei der KI verdächtige Situationen überprüfen könnte. Ein besonders sensibles Einsatzgebiet der KI ist etwa die Bekämpfung von Kinderpornografie. Die Polizei ist gezwungen, riesige Mengen an Bild- und Videomaterial zu sichten, um strafrechtlich relevante Inhalte zu identifizieren. Maucher beschreibt die psychische Belastung für die Ermittler als enorm: „Stellen Sie sich vor, Sie müssten täglich Stunden damit verbringen, solche Videos zu analysieren. KI kann hier eine große Entlastung bieten, indem sie verdächtiges Material vorselektiert."
Auch bei administrativen Aufgaben könnte die KI mitwirken. Denn ein großer Teil der Polizeiarbeit besteht aus dem Verfassen von Berichten und Dokumentationen. KI-basierte Sprachmodelle könnten diese Prozesse effizienter gestalten und sogar Gespräche mit Anrufern analysieren, um Fake-Anrufe künftig besser zu erkennen.
Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis
Doch der Einsatz von KI in der Polizeiarbeit wirft auch Fragen auf - vor allem im Bereich der Videoüberwachung. In Deutschland regeln Datenschutzgesetze, dass Personen nicht automatisiert identifiziert werden können. „In unserem Forschungsprojekt haben wir allerdings die Freiheit, erst einmal alle Möglichkeiten zu sammeln. Danach bewerten Rechts- und Ethikexperten, was überhaupt umsetzbar ist", so Maucher. Ein Beispiel sei hier das Training von KI mit Videomaterial aus dem öffentlichen Raum: „Dürfen wir überhaupt reale Aufnahmen von Überwachungskameras zur Entwicklung von KI-Modellen nutzen? Diese Fragen sind nicht immer eindeutig zu beantworten."
Für KI4POL und andere Vorhaben ist das IAAI der HdM ein geeigneter Partner als Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis. „Unsere Studierenden lernen nicht nur die theoretischen Grundlagen, sondern auch die Implementierung von KI-Systemen für den praktischen Einsatz. Wir kennen die neuesten Algorithmen und können prüfen, welche davon für die Polizei von Nutzen sein könnten", erklärt Institutsleiter Prof. Dr. Johannes Maucher.
Foto Startseite: Frank Rietsch / Pixabay
Rosa Sarai Bach
VERÖFFENTLICHT AM
27. März 2025
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