Digitalisierung der Lehre
Die chancengerechte - gesetzlich geforderte - Teilhabe an digitaler Lehre für Studierende mit Beeinträchtigungen erfordert technische und didaktische Kompetenzen von Hochschulangehörigen sowie zugängliche medientechnische Infrastrukturen und Studieninhalte. In der "Hochschul-Initiative Digitale Barrierefreiheit für Alle" (kurz: SHUFFLE) wollen die Verbundpartner Maßnahmen für Online- und Hybridveranstaltungen in einem Studierenden-und Lehrenden-zentrierten Ansatz entwickeln. Sie sollen pilotartig skaliert, technisch und didaktisch evaluiert und in einem Reifegradmodell zusammengefasst werden. Bei den Maßnahmen geht es unter anderem um barrierefreie digitale Lernmaterialien, automatische Live-Untertitelung und-Übersetzung mit manueller Korrekturmöglichkeit und multimodale und interaktive Lernskripte mit synchronisierten Folien. Aber auch die Zertifizierung von Kompetenzen in barrierefreier Lehre und barrierefreie Lernplattformen inklusive Funktionalitäten für E-Prüfungsleistungen sind Themen, die angegangen werden sollen. Dafür erhalten die vier Verbundpartner über 3 Millionen Euro. Davon fallen 1,8 Millionen an die HdM. Das Kompetenzzentrum Digitale Barrierefreiheit (KDB) der HdM leitet das Projekt. Auch das Institut für Digitale Ethik (IDE) ist beteiligt.
Reifegradmodell zur Bewertung
"Bisher wird Barrierefreiheit an Hochschulen vor allem als individuelles und technisches Problem verstanden, dem durch bauliche Veränderungen und auf Einzelfälle ausgerichtete Maßnahmen wie Beratungen und Nachteilsausgleiche begegnet wird. Im infrastrukturellen Bereich hat dies bisher zu Erfolgen geführt und die Barrierefreiheit vor allem für Studierende mit Mobilitäts-, Seh- und Hörbehinderungen erhöht. Im Bereich Lehre und Lernen fehlen derzeit weitreichende strategische Maßnahmen, die über Einzelfalllösungen hinausgehen", erklärt Prof. Dr. Gottfried Zimmermann, Projektleiter und fachlicher Leiter des KDB. "Es gibt bisher kein Rahmenwerk für eine systematische und datengetriebene Verbesserung der Situation zur digitalen Barrierefreiheit an deutschen Hochschulen. Nötig wäre ein Reifegradmodell zur Bewertung von Hochschulen und deren Prozesse in Bezug auf ihre Befähigung zu einer barrierefreien digitalen Lehre, um den Zustand einer Hochschule kontinuierlich zu bewerten und daraus geeignete Maßnahmen zur systematischen Verbesserung ableiten zu können. Das soll bei SHUFFLE entstehen", so Zimmermann weiter.
Gesamtkonzept für systematische Weiterentwicklung
Im Projekt "Capabilities für die Digitalisierung von Lehren und Lernen" (kurz: CapaDiLL) soll, basierend auf Lern- und Lehrcapabilities, ein Gesamtkonzept für die systematische Weiterentwicklung des digitalen Lernens und Lehrens entwickelt und umgesetzt werden. CapaDiLL wird mit 745.000 Euro gefördert. Zunächst werden Lern- und Lehrcapabilites sowie dazugehörige Reifegrade auf den Ebenen der Lehrenden, Studierenden und Studiengänge entwickelt. Aus dem Abgleich der Ist-Situation mit den Capabilities und Reifegraden wird dann eine Roadmap mit konkreten Maßnahmen zur Weiterentwicklung des digitalen Lernens und Lehrens abgeleitet. Verschiedene Maßnahmen, wie Peer-to-Peer Beratungskonzepte und ein digitales Ökosystem Lernen, werden umgesetzt, um den Ausbau der Lerncapabilities bei den Studierenden voranzutreiben. Für die Lehrenden werden Bausteine zur individuellen Weiterentwicklung, aber auch übergreifende Konzepte wie digitale Medienlabore angeboten.
Übertragbare Ergebnisse
"Die Lehrenden und die Studierenden haben im Rahmen des Emergency Remote Teachings in den letzten drei Semestern große Fortschritte im Bereich des digitalen Lehrens und Lernens gemacht. Das Projekt soll dazu beitragen, zukünftig eine systematische Weiterentwicklung im Bereich des digitalen Lernens und Lehrens zu ermöglichen. Die HdM soll dabei als prototypisches Beispiel für eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften mittlerer Größe mit vergleichsweise kleinen Kohortengrößen dienen, die jedoch eine hohe Heterogenität auf Seiten der Studierenden hinsichtlich der Bildungsbiographien hat", berichtet Prof. Dr. Bettina Schwarzer, Prorektorin für Digitalisierung der HdM und Projektleiterin. "Ziel ist es, die Projektergebnisse zu abstrahieren und auf andere Hochschulen ähnlichen Zuschnitts übertragbar zu machen", so Schwarzer.
Für das Förderprogramm der Stiftung Innovation in der Hochschullehre wurden insgesamt 264 Anträge eingereicht, darunter 216 Einzel- und 48 Verbundanträge. Das Fördervolumen beträgt insgesamt bis zu 330 Millionen Euro für maximal drei Jahre. Zentrale Kriterien bei der Auswahl der förderwürdigen Projekte waren Innovationsstärke und Transfermöglichkeiten. Im November 2020 hatten Bund und Länder die Stiftung auf den Weg gebracht, die die Lehre an deutschen Hochschulen dauerhaft stärken, Innovationen ermöglichen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Lehre erhöhen soll.
VERÖFFENTLICHT AM
28. Mai 2021
KONTAKT
Prof. Dr. Bettina Schwarzer
Professorin
Online-Medien-Management
0711 8923-3180
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