Gender im medienethischen Diskurs
Selbstkritisch muss sich die Medienethik fragen, warum sie das große Thema "Gender" bisher noch nicht ausreichend reflektiert hat. Ein neues Buch, das an der Hochschule der Medien Stuttgart entstanden ist, setzt nun ein Zeichen. Es dokumentiert das XI. HdM-Symposium zur Medienethik, das für die Publikation um eingeladene Beiträge erweitert wurde.
Ein Mensch wird nicht einfach in ein Geschlecht hineingeboren, sondern das Geschlecht des Menschen wird in der Gesellschaft konstruiert: So etwa ließe sich der Grundansatz der Genderforschung zusammenfassen. Dieser Zweig der Sozial- und Kulturwissenschaften dreht sich also um jenen großen Unterschied zwischen Männern und Frauen, der sich in divergierenden Rollenbildern, Stereotypisierungen und Erwartungen niederschlägt, die den Geschlechtern im Alltag zugeordnet werden – und der sich oft ganz handfest in unterschiedlichen Berufswahlen, Gehaltsniveaus und u. a. eben auch in je unterschiedlichen Darstellungen in den Medien zeigt. In unserer alltäglichen Lebenswelt und kulturellen Praxis sind die Geschlechterverhältnisse nach wie vor asymmetrisch, und das oft mehr oder weniger unhinterfragt. Man muss hierzu nicht einmal die klischeehaften "Mannsbilder" und "Weibsbilder" bemühen. Medien (und damit die Menschen, die in ihnen arbeiten) definieren mit, wie "Frauen" und "Männer" sein sollen und was als Abweichung gilt. Sie können auch alternative Rollenbilder widerspiegeln, formen und weiterentwickeln.
Der Sammelband "Gender im medienethischen Diskurs" untersucht die in den Medien zirkulierenden Geschlechterdarstellungen: Er geht Fragen nach unterschiedlichen Repräsentationen von Frauen und Männern in führenden Medienberufen nach, deren Bedeutung für die Agenda der Medien und der geschlechtsabhängigen unterschiedlichen Behandlung von Themen. Dies bedingt eine dezidiert ethische Leitfragestellung: Herrschen in den Medien Rollenvielfalt und flexible Lebensentwürfe vor oder überkommene und stereotype Geschlechterrollen?
Das Buch will für die nicht zuletzt in massenmedialen Darstellungen enthaltene ungleiche Wertigkeit der Geschlechtereigenschaften sensibilisieren. Die einzelnen Beiträge fokussieren etwa auf rechtliche Grenzüberschreitungen im Fernsehen, analysieren Superhelden vs. Superheldinnen, die geschlechtsspezifische Sozialisation durch Computerspiele, die Repräsentationen männlicher/weiblicher Rollenbilder im Jugendfilm oder die Inszenierung von Weiblichkeit im Reality-TV. Kritische Blicke auf das Verhältnis von Journalismus und Gender thematisieren die Geschlechterkonstruktion von der Spitzenkräften in der Politik, Frauen im Wirtschafts- und Finanzjournalismus und die medienethisch grundlegende Frage, ob mehr "Medien-Frauen" perspektivisch für eine "bessere Berufsmoral" sorgen könnten.
Die Herausgeber: Prof. Dr. Petra Grimm und Prof. Dr. Oliver Zöllner lehren beide im Studiengang Medienwirtschaft und am Institut für Digitale Ethik der Hochschule der Medien Stuttgart. Ihr neues Buch ist Band 12 der von Petra Grimm und Rafael Capurro begründeten Schriftenreihe Medienethik.
Autoren: Grimm, Petra / Zöllner, Oliver
Hrsg.: Grimm, Petra / Zöllner, Oliver
ISBN: 978-3-515-10718-1
Seiten: 207
Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: Franz Steiner Verlag
Ort: Stuttgart
Preis: 36,- Euro
Weiterführende Links:
Buchbeschreibung des Franz Steiner Verlags; dort auch mit Link zum Inhaltsverzeichnis
Autoren
- Name:
- Prof. Dr. Petra Grimm
- Forschungsgebiet:
- Digitale Ehik, Ethics by Design, Integrierte Forschung, Künstliche Intelligenz, Soziale Medien, Medienpädagogik
- Funktion:
- Professorin
- Lehrgebiet:
- Medienwissenschaft, Medienethik
- Studiengang:
- Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
- Fakultät:
- Fakultät Electronic Media
- Raum:
- 225, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
- Telefon:
- 0711 8923-2202
- Homepage:
- http://www.hdm-stuttgart.de/grimm
- Name:
- Prof. Dr. Oliver Zöllner
- Forschungsgebiet:
- Digitale Ethik, Empirische Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Public Diplomacy
- Funktion:
- Professor
- Lehrgebiet:
- Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Digitale Ethik, Public Diplomacy, Nation Branding, Hörfunkjournalismus
- Studiengang:
- Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
- Fakultät:
- Fakultät Electronic Media
- Raum:
- 216, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
- Telefon:
- 0711 8923-2281
- Telefax:
- 0711 8923-2206
- E-Mail:
- zoellner@hdm-stuttgart.de
- Homepage:
- https://www.oliverzoellner.de
Eingetragen von
Mehr zu diesem Autor