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Wer ist eigentlich wir? Die Zukunft der Digitalisierung und der Globale Süden

Eine Digitale Ethik kann vom Globalen Süden lernen, den Wert der Nachhaltigkeit zu integrieren

Nach traditioneller andiner Vorstellung wohnen auf den Gipfeln der Anden die apus, die Berggötter. Bevor man den Berg betritt, muss man sie um Erlaubnis fragen. Die Natur entscheidet hier über den Menschen, nicht umgekehrt - diese Idee könnte auch die Digitale Ethik befruchten.

Wer ist eigentlich das "wir" in dem Satz: "Wir müssen unsere digitale Zukunft gestalten"? In seinem Essay für die Broschüre "Auf dem Weg in die Next Society?" der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. plädiert Jan Doria, Fellow am Passau Young Researchers Excellence Centre (PYREC) und Doktorand am Institut für Digitale Ethik (IDE) der Hochschule der Medien (HdM) Stuttgart, dafür, die Digitale Ethik global zu denken und außereuropäische Ansätze mit einzubeziehen. Lernen könne Europa beispielsweise von der andinen Philosophie des sumaq kawsay.

Doria beginnt seinen Essay mit einer Diagnose der gegenwärtigen deutschen Medienlandschaft. Diese enthalte zahlreiche weiße Flecken und blende insbesondere das globale Geschehen weitestgehend aus. In Zeiten globaler Krisen wie Pandemien, Migration und Klima sei aber eine globale Öffentlichkeit nötig, um globale Antworten zu entwickeln. Der Westen müsse daher insbesondere wieder lernen, den "Schrei der Armen und unseres schwer kranken Planeten" wieder zu hören, wie sich Papst Franziskus ausdrückte. Das gelte auch für die negativen Umweltauswirkungen digitaler Technologien wie der Künstlichen Intelligenz, die vor allem im Globalen Süden zu spüren seien. Lernen könne der Globale Norden dagegen von nicht-europäischen Philosophien wie dem sumaq kawsay, das ein "gutes Leben" nicht nur für den Menschen, sondern auch für die Natur vorsehe. Wenn der Mensch beginne, die Natur als gleichberechtigtes Gegenüber und nicht mehr als auszubeutende Ressource anzusehen, sei eine "next society" möglich, die wahrhaft global vernetzt ist.


Weiterführende Links:
Zum Volltext des Essays (S. 60f.)


Autoren

Name:
M.A. Jan Doria  Elektronische Visitenkarte
Forschungsgebiet:
Digitalisierung & Nachhaltigkeit, Ethik der KI, Narratologie
Funktion:
Projektmitarbeiter
Abteilung:
Fakultät Electronic Media
Raum:
S103, Nobelstraße 10a (Nobelstraße 10a)
Telefon:
0711 8923-3288
Jan Doria

Eingetragen von

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M.A. Jan Doria  Elektronische Visitenkarte


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