Vortrag

Wertewandel durch Digitalisierung

Mit Haltung die digitale Welt gestalten

Für viele Menschen ist das Leben mit digitalen Anwendungen längst so normal wie fließendes Wasser (Foto: Oliver Zöllner).
Für viele Menschen ist das Leben mit digitalen Anwendungen längst so normal wie fließendes Wasser (Foto: Oliver Zöllner).

Am 18. Februar 2022 hielt HdM-Professor Oliver Zöllner einen Vortrag am Zentrum für Schul­qualität und Lehrer­bildung Baden-Württem­berg. Thema war der "Werte­wandel durch Digi­tali­sierung". Ziel­gruppe waren Schul­leiter­innen und Schul­leiter kauf­männi­scher Schulen, die an einem Weiter­bildungs-Kollo­quium teil­nahmen.

Zöllner gab eine Einführung in das Konzept der Digitalen Ethik und wie man sie für die Gestal­tung der Welt in der "Daten­sphäre" einsetzen kann. Er machte deutlich, dass Lehre – egal ob an Schulen oder an Hoch­schulen – immer auch Beziehungs­gestaltung ist und diese den derzeit vielfach stattfindenden Wertewandel mit berücksichtigen muss. Der Mensch müsse dabei im Mittelpunkt stehen: als höchster Zweck und nicht als Mittel, so der deutliche Rückgriff auf Immanuel Kant. Angesichts des rasanten, digital getriebenen Umbaus der Gesell­schaft und vieler ihrer Wertesysteme sei dies eine wichtige Maxime. Zöllner zeigte zahlreiche ethische Dilemmata auf, die sich beim Einsatz von digitalen Geräten und Anwendungen ergeben und die die Lehrkräfte in ihrer alltäglichen Arbeit auch hautnah miterleben können. Was bringt es mit sich, ein Smartphone zu benutzen? Soll man Kinder­bilder im Netz posten? Welche Folgen hat Airbnb? Bringt einen Google weiter, wie die Unternehmenswerbung verspricht? Findet man mit der Suchmaschine "verschiedene Perspektiven zu einem Thema" – und was heißt das?

Die Antworten auf jede dieser Fragen sind komplex und berühren sowohl die individuelle wie auch die gesell­schaftliche Ebene. Die angesprochenen Werte sind dabei relativ stabil: Kaum jemand würde in einer Befragung etwa angeben, Kinder nicht schützen und vor Gefahren bewahren zu wollen. Doch mit dem Smartphone in der Hand posten viele Menschen dann doch unüberlegt beispielsweise Kinder­bilder, ohne zuvor über mögliche Konse­quenzen nachgedacht zu haben. Hier kann durchaus eine Art von "technologischem Nihilismus" am Werk sein, wie ihn der Philosoph Nolen Gertz detailliert beschrieben hat. Wir haben uns gewisser­maßen Technologien geschaffen, die es uns bequem erlauben, in digitalen Parallelwelten nicht sein zu müssen, wer wir sind – und nicht darüber   nachdenken zu müssen (nach Gertz 2018, S. 23). Zöllner plädierte für die Ausbildung einer "Digitali­täts­bürger­schaft", die Menschen dazu befähigt, selbstbestimmt und mit einer reflexiven Grund­haltung die digitale Welt zu gestalten. Hierfür müssten die Grundlagen – eine Art Digitalkompetenz – bereits ab dem Kindergartenalter geschaffen werden. Fürwahr ein Thema für die Zukunft.

 

 

Vortrag auf Veranstaltung: Kolloquium für Schulleiter:innen an kaufmännischen Schulen
Veranstaltungsort: Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung, Esslingen (online)
Datum: 18.02.2022

Weiterführende Links:
Website des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL)


Autoren

Name:
Prof. Dr. Oliver Zöllner  Elektronische Visitenkarte
Forschungsgebiet:
Digitale Ethik, Empirische Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Public Diplomacy
Funktion:
Professor
Lehrgebiet:
Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Digitale Ethik, Public Diplomacy, Nation Branding, Hörfunkjournalismus
Studiengang:
Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
Fakultät:
Fakultät Electronic Media
Raum:
216, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
Telefon:
0711 8923-2281
Telefax:
0711 8923-2206
E-Mail:
zoellner@hdm-stuttgart.de
Homepage:
https://www.oliverzoellner.de
Oliver Zöllner

Eingetragen von

Name:
Prof. Dr. Oliver Zöllner  Elektronische Visitenkarte


Mehr zu diesem Autor