Mit KI aus der Krise? Lösungsorientierte Klimadiskurse im kontemporären Sachbuch-Bestseller
Welche Rolle spielen digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) für die Transformation zur Nachhaltigkeit und die Einhaltung der Klimaziele von Paris? Jan Doria, Mitarbeiter am Institut für Digitale Ethik (IDE) und Doktorand an der Universität Passau, war zu Gast in der Ringvorlesung "Apokalypse und Apathie" der IAG Climate Thinking an der Universität Kassel. An dieser Stelle ist eine Zusammenfassung des Vortrags dokumentiert.
Bild: IAG Climate Thinking, Universität Kassel
Die Umweltauswirkungen digitaler Technologien geraten erst seit einigen Jahren in den Blick der Digitalen Ethik. Ausgehend davon, dass sich die Menschheit im Klimaabkommen von Paris zur Begrenzung der Erderwärmung auf "möglichst unter zwei Grad" verpflichtet hat, ist jedoch auch zu fragen, welche Rolle sogenannte "Zukunftstechnologien" wie die der Künstlichen Intelligenz für die Erreichung der Klimaziele spielen können und sollen.
Die damit verbundenen diskursiven Aushandlungsprozesse lassen sich unter anderem in den beiden Sachbüchern "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern" von Bill Gates und "Was, wenn wir einfach die Welt retten?" von Frank Schätzing beobachten, die im Verlauf des Vortrags einer kontrastierenden narrativ-semiotischen Medienanalyse unterzogen wurden. Dabei wurde deutlich, dass sowohl Gates als auch Schätzing zur Lösung der Klimakrise auf marktliberalen Ansätze setzen, die sich jedoch in wichtigen Details voneinander unterscheiden: Während Gates die von ihm befürwortete Lösungsstrategie der Klimakrise durch Technologie und Innovation als die einzig gültige inszeniert und für ihre Umsetzung ausschließlich eine mit den entsprechenden ökonomischen, epistemischen und kulturellen Ressourcen ausgestattete Klasse von Ingenieuren des Globalen Nordens als relevant erachtet, bewertet Schätzing die Rolle der Digitalisierung deutlich ambivalenter und nimmt darüber hinaus auch die Politik, das einzelne Individuum und den Globalen Süden als potenziell handlungsmächtige Akteure in den Blick.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass bei der Analyse von Zukunftsentwürfen, die im medialen Diskurs zirkulieren, immer genau zu hinterfragen ist, für welche Akteure genau diese Zukunftsentwürfe gedacht sind - und welche Akteure ggf. als bestenfalls passiv oder gar vollkommen irrelevant von der Diskussion ausgeschlossen werden.
Vortrag auf Veranstaltung: Ringvorlesung Apokalypse und ApathieVeranstaltungsort: Universität Kassel
Datum: 01.02.2023
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Programm der Ringvorlesung
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