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Unsere zweifache Existenz

Datenspuren im Netz schaffen digitale Doppelgänger - und die könnten uns einholen

Wir hinterlassen überall im Netz Datenspuren. Was bedeutet das für uns? (Foto: Oliver Zöllner)
Wir hinterlassen überall im Netz Datenspuren. Was bedeutet das für uns? (Foto: Oliver Zöllner)

Was passiert eigentlich mit uns, wenn wir Menschen uns im digitalen Zeitalter verdoppeln? Denn mit jedem Klick, mit jedem Profil im Netz hinterlassen wir Daten­spuren. Diese werden von Algo­rithmen (und den Firmen, die letztere pro­grammie­ren ließen) ausgelesen, ausgewertet, gebündelt und verkauft. Was macht das mit den Personen aus Fleisch und Blut, die dahinter­stecken? Dies waren Leit­fragen für einen Gast­beitrag, den HdM-Professor Oliver Zöllner für das Kundenmagazin Best Practice des Tele­kommunikations­dienst­leisters T-Systems verfasst hat. Erschienen ist er in einer deutschen und einer eng­lischen Fassung Ende 2018.

"Die vielen Daten, die über uns gesammelt und gespeichert werden, ergeben ein informations­gesättigtes Spiegelbild unserer Person, das oft mehr über uns aussagt, als wir selbst ahnen", so Zöllner. Das fange schon bei unseren Lieblingsstücken beim Musik-Streamingdienst an und setze sich fort mit jedem Einkauf beim Onlinehändler und bei jedem Post auf Instagram und Co. Man könnte sagen: "Wir haben uns im World Wide Web eine Art Zwilling geschaffen, einen Doppel­gänger, der immer stärker mit neuen Informationen angereichert wird und - wie wir inzwischen dank etlicher großer Datenschutz­skandale ahnen - von uns kaum noch zu kontrollieren ist." Wie lebt es sich in dieser Zwillings-Existenz?

Zöllner plädiert für eine Besinnung auf den menschlichen Wert der Autonomie. Ohne Autonomie keine Freiheit, so seine Schlussfolgerung. "Wir müssen lernen, uns die Autonomie über unseren Datenschatten - und damit auch: über uns selbst - zu bewahren bzw. zurückzuerobern." Dies sei keineswegs eine Absage an den Einsatz von Artificial Intelligence, die auch viele sinnvolle Anwendungen erlaube. "Wir brauchen keinen 'Not-Aus-Schalter' für Künst­liche Intelligenz", meint Zöllner. sondern vielmehr "einen Not-Ein-Schalter für das Nachdenken darüber, wie und wofür wir Big Data und Künstliche Intelligenz so einsetzen können, dass sie dem einzelnen Menschen wie auch der Gesellschaft insgesamt zum Erblühen verhelfen kann." Kurz gesagt: "Wir brauchen KI und Digitale Ethik, damit unser Datenschatten uns nicht einholt."

 

Zöllner, Oliver (2018): Unsere zweifache Existenz. Datenspuren im Netz schaffen digitale Doppelgänger – und die könnten uns einholen. In: Best Practice, Nr. 3, S. 16-17. Download der deutschen Fassung hier.

Zöllner, Oliver (2018): Our dual existence: Data traces on the Internet create digital doppelgängers – and they just might catch up with us. In: Best Practice (English Edition), No. 3, pp. 16-17. Download der englischen Fassung hier.

 

 


Weiterführende Links:
Link zur Online-Version von Best Practice Nr. 3/2018


Autoren

Name:
Prof. Dr. Oliver Zöllner  Elektronische Visitenkarte
Forschungsgebiet:
Digitale Ethik, Empirische Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Public Diplomacy
Funktion:
Professor
Lehrgebiet:
Medienforschung, Soziologie der Medienkommunikation, Digitale Ethik, Public Diplomacy, Nation Branding, Hörfunkjournalismus
Studiengang:
Medienwirtschaft (Bachelor, 7 Semester)
Fakultät:
Fakultät Electronic Media
Raum:
216, Nobelstraße 10 (Hörsaalbau)
Telefon:
0711 8923-2281
Telefax:
0711 8923-2206
E-Mail:
zoellner@hdm-stuttgart.de
Homepage:
https://www.oliverzoellner.de
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