Künstliche Intelligenz in der Hochschullehre: Ein interdisziplinärer Ansatz
Prof. Dr. Petra Grimm stellte auf der Bildungsmesse Learntec in Karlsruhe am 05. Mai 2023 das interdisziplinäre Forschungsprojekt IKID vor - und wies insbesondere auf die ethischen Implikationen von Künstlicher Intelligenz (KI) hin.
Dass KI-basierte Anwendungen die Hochschule verändern und deshalb Lehrende, Studierende und Forschende vor Herausforderungen stellen werden, ist spätestens seit der öffentlichen Bereitstellung von ChatGPT durch das Microsoft-nahe US-Startup OpenAI eine Binse.
Weniger eindeutig fallen die Einschätzungen darüber aus, wie diese Veränderungen aussehen könnten und wie insbesondere Bildungsinstitutionen darauf reagieren sollten. Die einen bejubeln KI als Innovationstreiber und plädieren dafür, KI als Lehrgegenstand, Lehr- und Lerntool so schnell wie möglich in den Bildungskosmos zu implementieren.
KI-Skepsis versus KI-Euphorie: die Mitte macht‘s Andere monieren eine vermeintlich blinde Euphorie, die KI zum „Heiligen Gral" erhebt und fürchten vereinzelt, dass nunmehr sprichwörtlich die „Büchse der Pandora" geöffnet wurde und an Universitäten oder Schulen kein Stein mehr auf dem andern bleiben wird.
Die Wahrheit dürfte im Zentrum beider Pole liegen - in der „Goldenen Mitte". Klar dürfte aber auch sein: KI ist gekommen, um zu bleiben; entsprechende Tools werden das Lernen, Lehren und Forschen transformieren. Entscheidend in dieser Debatte scheint daher, sich dem Gegenstand über konkrete Anwendungsfälle für KI in der Bildung anzunähern und dabei möglichst alle relevanten Disziplinen und Stakeholder miteinzubeziehen.
Eben daran versucht sich das interdisziplinär ausgerichtete Bildungsforschungsprojekt IKID, das Prof. Dr. Petra Grimm im Rahmen der Bildungsmesse Learntec in Karlsruhe öffentlich vorgestellte - dies gemeinsam mit den Projektkolleginnen und -kollegen Prof. Dr. Jürgen Seitz und Janina Gabrian von der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM), die zudem das KI-Projekt AIEDN präsentierten.
Zentral: KI-Kompetenz und KI-Ethik Ein wesentlicher Teil des Vortrags von Professorin Petra Grimm beschäftigte sich mit den ethischen Herausforderungen, die KI als disruptive Schlüsseltechnologie und gesellschaftliches Querschnittsphänomen mit sich bringen könnte. Grimm plädierte dafür, frühzeitig darauf zu reagieren- nicht nur, aber in besonderem Maße auch in der Hochschulbildung.
Die Leiterin des Instituts für Digitale Ethik (IDE) an der HdM beschrieb zunächst den besonders diffusen Blackbox-Charakter der KI als Gegenstand, leitete hieraus mögliche Folgen für gesellschaftliche Subsysteme ab und konkretisierte diese exemplarisch anhand einer Risiko-Matrix.
Anforderungen und Bedarfe, die sich aus der KI-initiierten Transformation ergeben könnten, stellte Petra Grimm sodann in einen direkten Zusammenhang zur Lehre und präsentierte hiernach einen innovativen Ansatz zur integrierten Vermittlung von KI-relevanten Kompetenzen, der sich an den sogenannten ELS (ethical, legal, social)-Kriterien orientiert. Weiterhin wurden beim Vortrag in Karlsruhe explorative Ansätze zur Vermittlung dieser Kompetenzen mitsamt entsprechender digitalethischen Methoden dargelegt.
Das Projekt IKID schafft ein interdisziplinäres KI-Exploratorium, das darauf abzielt, die KI-Expert:innen von morgen auszubilden. Das Lehrkonzept basiert hierbei auf einer ganzheitlichen Herangehensweise, die weit über die Grenzen der Informatik hinausgeht und betriebswirtschaftliche, ethische und rechtliche Aspekte in die KI-Lehre an der Hochschule integriert. Ziel ist es, bei Studierenden ein umfassendes Verständnis für die vielschichtigen Anwendungsbereiche von KI zu fördern. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2025 gefördert.
Mitvortragende: Jürgen Seitz, Janina GabrianVortrag auf Veranstaltung: Learntec 2023
Veranstaltungsort: Karlsruhe
Datum: 05.05.2023
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